TOP TEN

Oben pittoresk, unten Musikgeschichte. Heute beheimatet das fachwerkverzierte und älteste Gebäude auf der Reeperbahn den Club „Moondoo“. Hier gibt es von Afrobeats über Funk, über Soul, über Dubstep, über, über, über … auf die Ohren.

Früher, ab 1960, beherbergte das Haus einen Musikclub, der Geschichte gemacht hat: Das TOP TEN. Nicht nur die Beatles spielten hier nach ihrem Engagement im Kaiserkeller (vom 1. April bis zum 1. Juli 1961 traten sie zusammen mit Tony Sheridan 92 Nächte nacheinander auf – sieben Stunden pro Abend, am Wochenende acht Stunden), sondern auch Größen wie The Jets, Gerry & The Pacemakers, Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich, Bluesology (mit Reg Dwight aka Elton John) oder The Monks. Natürlich wurde dazu auch getanzt. Im TOP TEN führten Soldaten der US-Marine zum ersten Mal den „Twist“ auf und sorgten dafür, dass dieser Tanzstil auch hierzulande bekannt wurde.
Zudem war der Club bei den Luden beliebt, um auf der Tanzfläche junge Frauen für ihr Gewerbe zu gewinnen.
Übrigens – ganz oben, unter dem Dach, wohnte Rosi mit den Beatles in einer WG.

Ab 1984 hat Kalle Schwensen das TOP TEN geleitet und dafür gesorgt, dass es schon mal vorkommen konnte, dass ganz spontan und in der Woche Freunde von ihm, wie Tony Sheridan, die Scorpions, Duff McKagan von Guns N‘ Roses, Richie Sambora von Bon Jovi, The Rattles oder Les Humphries auf der Bühne standen. Oder Udo Lindenberg. Er am Schlagzeug, Kalle am Mikrofon.
1994 schloss das TOP TEN seine Türen. Keine Lust auf Techno“ sagte Kalle.

Bevor in dem Haus auf der Reeperbahn das TOP TEN beheimatet war, war es zu Weimarer Zeiten die Heimat vom Grand Hippodrom und Café, einem der drei Hippodrome auf St. Pauli, in dem halbnackte Showreiterinnen durch die Manege ritten.

Ein kleiner Themenschlenker zu den Luden:
Wenige Menschen beherrschen es noch – das Nachtjargon, eine Art Geheimsprache von St. Pauli, mit der sich Luden, Prostituierte, Türsteher und Barbesitzer unterhalten konnten, ohne dass Dritte einen blassen Schimmer hatten, worum es eigentlich geht. Oder wusstest Du, dass die „Hamburger Acht“ Handschellen, der „Hund“ Pistole, ein „dänischer Kuss“ Kopfnuss bedeutet und dass ein „Dibberkasten“ ein Telefon ist?
In „Hamburgs Nachtjargon“ hat Klaus Siewert diese Begriffe gesammelt.