Spielbudenplatz 26

Von Konzerthaus zu Theater zu Bar zu Kino zu Gefrierfleischverkaufsstelle zu Schwimmbad zu Brachfläche zu Immobilien-Filetstück zu Weingarten.

Eigentlich gucken die Geschichten zu meinen Bildern hinter die Fassaden. Bei diesem Bild guckt auch die Fotografie hinter die Fassade. Verdrehte Welt.

1886 begann die Geschichte des Gebäudes auf dem Spielbudenplatz als Konzerthaus. Nachdem es aufgrund zu großer „Freigebigkeit“ schließen musste, gab der Humorist und Liedtexter Hein Köllisch hier im nachfolgenden Theater „Im siebenten Himmel“ sein Bühnendebüt zum Besten.
Von 1900 bis 1914 beheimatete das Gebäude die „Hamburg-Amerika-Bar“. Sie lockte mit Ankündigungen wie „Größte Bar Deutschlands – Sehenswürdigkeit 1. Ranges“. Mit primär weiblicher Belegschaft, die Cocktails mixten. Cocktailshaker hießen hier übrigens „Schüttelbecher“. Tolles Wort.

Dann Kino, Gefrierfleischverkaufsstelle und ab 1934 wurde das Gebäude zum angeblich modernsten Schwimm- und später Wellenbad umgebaut. Dem „Apollo“ Hallenbad.

Direkt nach dem Krieg wurde hier jedoch weniger geschwommen. Stark beschädigt durch Brandbomben nutzen viele BewohnerInnen des Viertels das Schwimmbad nach dem Wiederaufbau als Reinigungsbad, da es in vielen Haushalten kein fließendes Wasser, bzw. Bäder gab.
Ab 1948 wurde dann doch wieder geschwommen – bis 1980. Das Grundstück wurde verkauft und seitdem verfiel das Gebäude. Letztlich stand nur noch die denkmalgeschützte Fassade. Es entstand eine filetstückartige Brachfläche. Seit nunmehr über 40 Jahren.

Und heute? Eine Open Air Weinbar, die sich zwischen die Gebäude von Schmidt Theater und Schmidts Tivoli gerankt hat.

Stand: August 2023