Rote Katze
Da ist es wieder – das von Erwin Ross gemalte Bild im Fenster der Tabledancebar „Rote Katze“ auf der Reeperbahn. Ein paar Jahre hatte es sich versteckt, denn bis vor einiger Zeit hieß die Bar „Seute Deern´s“ – plattdeutsch für „Süße Mädchen“. Ohne Erwin im Fenster, dafür komplett pink foliert. Und davor hieß die Bar „Lady Marmelade“ und davor – das Leben ist halt ein Kreislauf – „Rote Katze“.
Wem Erwin Ross (* 1926 – † 2010) nichts sagt: Er wurde auch der „Rubens der Reeperbahn“ genannt und war bekannt für seine erotischen Plakatmalereien.
Erst malte er noch in der DDR Plakate und Portraits für Veranstaltungen der SED, diese wurden der Parteiführung jedoch irgendwann zu erotisch. Er stellte einen Ausreiseantrag, zog 1955 nach Hamburg und prägte mit seinen Bildern von da an das Erscheinungsbild der Reeperbahn.
Ringo Starr bat Ross übrigens mal, den Schriftzug „Beatles“ auf die Basstrommel zu malen. Zehn Mark sollte es kosten, bezahlt hat Ringo jedoch nie. „Let it be“ wird er sich gesagt haben, erinnerte sich Ross amüsiert.
Ein sehr berühmtes Bild von ihm ziert auch den Eingang der Ritze. Ein echter Erwin Ross. Seine Frau stand, bzw. lag ihm dafür Model. Viele seiner Bilder sind mittlerweile verschwunden, ein paar Exemplare verstecken sich jedoch noch auf St. Pauli.
Wer mehr über Erwin Ross wissen will – es gibt ein tolles Buch: „Rubens von der Reeperbahn“ von Norbert Lorenz und Hilmar Möckel. In dem Buch gibt es übrigens auch ein paar Bilder von Inneneinrichtungen, die Ross gestaltet hat. Denn er malte nicht nur.
Wer es mal in die Finger bekommt: Ein, zwei, drei, …, sieben Blicke ins Buch lohnen sich definitiv.
Stand: Juli 2022