Margot-Niebuhr-Hochhaus

Knapp 60 Meter und 17 Stockwerke hoch – das 1971 gebaute Margot-Niebuhr-Hochhaus am westlichen Ende der Reeperbahn.

In den 80er und 90er Jahren fühlte sich das Milieu hier sehr wohl und ging seinen Geschäften nach, sodass es den Spitznamen „Nuttenbunker“ bekam.

Die Mieten in den 150 Wohneinheiten (heute 144) waren bezahlbar und zogen eine bunte Bewohnerschaft an.
Das änderte sich jedoch 2009, als der Eigentümer des Hauses wechselte und plötzlich Immobilienanzeigen erschienen, die satte Rendite und lohnende Investitionsobjekte versprachen und Wohnungen als Eigentumswohnungen verkauft wurden. Viele der alten Mieter waren im Weg und es wurde eine Menge dafür getan, viele von ihnen loszuwerden. Befristete Mietverträge, intransparente Nebenkosten, langwierige Renovierungsarbeiten mit viel Lärm, Schmutz und einer Prise Asbest, schlechte Kommunikation seitens der Hausverwaltung, und, und, und, was man so machen kann, um sich ungewünschten Mietern zu entledigen und ihnen das Gefühl zu geben, in den eigenen vier Wänden nicht willkommen zu sein.

Seit 2012 muss, um die Verdrängung von Mietern zu verhindern, auf St. Pauli die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen vom Bezirk genehmigt werden. Leider etwas spät – denn bis dahin wurde fleißig verkauft. Seitdem gab es im Hochhaus viele Wochenend- oder Ferienwohnungen, was den BewohnerInnen zusetzte – Feiergäste kamen gerne mal für’s Wochenende mit den berühmt berüchtigten Rollkoffern angerollert, drehten frei und verschwanden bis die nächste Partybande kam – und das Niebuhr-Hochhaus zu einem Synonym für Verdrängung von Menschen aus gewachsener Nachbarschaft wurde.
Alle WohnungsinhaberInnen über einen Kamm zu scheren, wäre jedoch auch nicht ganz fair. Denn einige leben auch selbst in den Wohnungen oder vermieten sie zu fairen Konditionen an alte MieterInnen. In der Überzahl sind sie jedoch nicht.

Das Fotoprojekt „Reeperbahn 157“ von Frank Egel – leider 2021 im Alter von 51 Jahren viel zu früh verstorben – portraitierte BewohnerInnen des Hochhauses. Interviews und Texte von Nico Spindler.

Warum eigentlich Margot-Niebuhr-Hochhaus? Die Gattin des Bauherren Dr. Fritz Niebuhr war Namenspatronin.

Stand: Februar 2022