Der Clochard
Auf der Reeperbahn nachts um 15:30 – titelt noch der maßgeschneiderte Slogan eines hanseatischen Softgetränkeherstellers für den Clochard. Das gilt – leider muss man sagen – nicht mehr, denn der Clochard ist geschlossen. Nach knapp 40 Jahren.
Ehrlich gesagt war die Lokalität nicht einladend. Aber genau das war so einladend. Treppe hoch, begleitet von einer wenig sanften Brise Uringeruch. Rein in den Laden mit viel Patina an den Wänden in Form von alten Bierbuddeletiketten, Stickern, Tags und der ein oder anderen Schicht Nikotin, Alkohol und was auch sonst noch seinen Weg an die Wände gefunden hat.
Gitarrenlastige Musik gab es auf die Ohren und das – höchstwahrscheinlich nicht – erste alkoholische Getränk des Tages in die Hand. Ein kostenloses Schmalzbrot bei Bedarf dazu. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.
Für Unterhaltung sorgten Kicker, Jukebox, Wettnageln, ab und an Live-Mucke und mal mehr oder weniger philosophische Gespräche über Gott, die Welt und alles was so dazwischen liegt. Und der Blick von der Terrasse auf die aufgehende – oder untergehende – Sonne.
Irgendwann spuckte der Clochard seine Gäste wieder auf die Reeperbahn zurück in eine andere Welt. Auf zwei Beinen oder nicht selten allen vieren.