Nobiskrug

Vorab und damit es hier kein Durcheinander gibt: Auch wenn es den heutigen Nobiskrug – die älteste Schankwirtschaft auf St. Pauli, wie es auf der Fassade prangt – schon seit 1895 in der Lincolnstraße gibt, gab es früher an anderer Stelle schon mal einen Nobiskrug auf dem Kiez. Und zwar von 1526 bis 1624.

Wühlt man ein wenig durch’s Staatsarchiv Hamburg, findet man dort das Buch Der Hamburger Berg von Ernst Heinrich Wichmann (vielen Dank an Eva Decker für den Wink mit dem Nobistor-Pfahl) und erfährt, dass das Nobistor seinen Namen vom ersten Nobiskrug bekommen hat. Und dass Nobiskrüge oftmals in der Nähe von heidnischen Altaren lagen oder liegen.
Denn, dass eine Kneipe Nobiskrug heißt, ist keine regionale Geschichte. Über das Land verteilt gibt es mehrere Nobis-, bzw. Teufelskrüge. Hier treffen sich die jüngst Verstorbenen beim luziferischen Wirt – so eine der Erklärungen zur Namensherkunft.

Teuflisch geht es im heutigen Nobiskrug von Wirt Harry nicht unbedingt zu. Eher gemütlich. Mit alten Schiffsmodellen vom früheren Kapitänsclub, historischen Hamburg-Bildern und einem Kugelfisch unter der Decke. Und, und, und. Wie sich das für alte, gewachsene Kneipen gehört.
Und einem kleinen Sparclub für einige der Stammgäste, um über das Jahr hinweg ein paar Euro zu sparen und sie am Ende des Jahres gemeinschaftlich auf den Kopf zu hauen. Oder um Weihnachtsgeschenke zu kaufen.
Wer sich übrigens für die Kultur der Sparclubs und alter Kneipen auf St. Pauli interessiert: Schau Dir mal die Dokumentation
Manche hatten Krokodile von Christian Hornung an.
Denn die alten Eckkneipen sind mehr als Orte für ein Bier/Schnaps/was auch immer hinter die Binde. Sie sind soziale Knotenpunkte des Viertels und externe Wohnzimmer für viele AnwohnerInnen.
Wie z.B. für den Hexenstammtisch im Nobiskrug. Eintrittskriterien: Mindestens 70 Jahre und Hexe.

Innen und außen hat sich Harrys Freund Andy bildlich mit maritimen Motiven verewigt. Freihand und mit ordentlich einem im Tee. Da sei auch verziehen, dass die Fahne eines der Schiffe gegen den Wind flattert. Aber eigentlich auch ein schönes Sinnbild für St. Pauli und vielleicht gar nicht so unabsichtlich.
Die lokalen Graffitimaler respektieren seine Kunst und bisher wurden die Motive nicht mit der Sprühdose „gecrosst“.

Stand: Mai 2022