Von Sandgruben, Sichtblenden und „St. Liederlich“:
Eine kleine Chronik der Herbertstraße (1713-2021)
Lesezeit: ca. 12 Min.
Buckliges Kopfsteinpflaster, flankiert von farbenfrohen Fassaden mit einer dicken Schicht Patina; Häuser, die über die Jahrhunderte „in Würde gealtert“ sind – jedes Stockwerk, jede Treppe, jedes Zimmer randvoll mit Geschichten. Das lieferte den Anreiz, die Fotografien Christian Heidemanns als „Blick hinter die Sichtblenden der Gegenwart“, mit einem Überblick über die Vergangenheit der Herbertstraße zu ergänzen.
Hamburg, 1787
aus: J. L. von Heß: Hamburg topographisch, politisch und historisch beschrieben, erster Teil. Quelle: www.christian-terstegge.de
Das 18. Jahrhundert
Als frühe Bewohner der heutigen Herbertstraße nennt eine Chronik aus dem 19. Jahrhundert Kriegsflüchtlinge aus Altona:
„1713 waren in der Gegend der Davidstraße Sandgruben, in welchen die Bewohner von Altona nach Einäscherung der Stadt vorläufig ein Unterkommen suchten,“ so Ernst Heinrich Wichmann in „Der Hamburger Berg“, erschienen 1879.
Hintergrund war der sogenannte Schwedenbrand, in dem die damals dänische Stadt Altona zu einem Schauplatz des Großen Nordischen Krieges wurde: In der Nacht vom 7. auf den 8. Januar 1713 setzten die Schweden die Stadt in Brand – als Vergeltung für die Zerstörung Stades durch die Dänen. Dem „einfachen Volk“ blieb nur die überstürzte Flucht, welche aber an den Stadttoren Hamburgs endete: Weil zur gleichen Zeit in Altona die Pest wütete, blieb der Zutritt verwehrt und als einzige Zuflucht die Sandlöcher in der „Gegend vor dem Millerntor“, dem späteren St. Pauli. Hier galt es nun, in der Kälte und einer Nachbarschaft aus stinkenden Tran- und Ziegelbrennereien auszuharren – wie lange jedoch, ist nicht überliefert.
Bis Ende des 18. Jahrhunderts entstanden entlang der Elbe eine Reihe an Schiffswerften, Ölmühlen, weiteren Tranbrennereien und ein großes Hanfmagazin. Erst als sich in Folge der französischen Revolution von 1793 immer mehr Flüchtlinge in Hamburg und Altona niederließen, wurden auf den freien Flächen außerhalb der Städte einige Wohnhäuser errichtet und Straßen angelegt:
„1794 wurde der Raum zwischen der Kirche und der Davidstraße zu Straßen ausgelegt und die Bauplätze (…) verkauft“, berichtet Wichmanns Chronik, „es entstanden hier die (…) Davidstraße, Erichstraße, Friedrichstraße und Heinrichstraße“, aus der später die Herbertstraße werden wird.
Spätestens seit Mitte der 1790er gab es in dieser Ecke Bordelle – denn außerhalb der Wallanlagen galten nicht die strikten Gesetze wie innerhalb, wo Prostituierte die „Hurentracht“ tragen mussten (bis 1797) und bei geringen Vergehen im „Werk- und Zuchthaus“ an der Binnenalster „diszipliniert“ wurden. Neben den laxeren Regeln, kurbelte die zunehmende Kundschaft am benachbarten Spielbudenplatz das Gewerbe an: Nur „einen Steinwurf“ von den „Tanzlokalen mit Mädchen“ entfernt, hatte sich seit Ende des 18. Jahrhunderts ein Jahrmarkt etabliert, dessen Attraktionen „kleine Leute“ wie wohlhabendes Bürgertum gleichermaßen anzog.
Das 19. Jahrhundert
1806 begann mit der Besetzung Hamburgs durch französischer Truppen eine Blütezeit für die Bordelle in- und rund um die Davidstraße. Während die Wirtschaft bankrott ging, weil Napoleon den Handel mit England verbot, verhalfen seine Soldaten zumindest dem Gewerbe zu einer Hochkonjunktur, aus der regelrechte „Großbordelle“ hervorgingen – darunter das Gasthaus „Zu den Vier Löwen“ in der Davidstraße Nr. 8.
1813 wurde zwischen Heinrich- und Friedrichstraße ein Barackenlager für ein spanisches Söldner-Korps errichtet: „Zwischen diesen und den Bewohnern des Hamburger Berges entstand bald ein lebhafter Verkehr, und viele sahen die Spanier ungern scheiden“, weiß Wichmann darüber zu berichten.
1814 rückten die Franzosen mit einem „finale Furioso“ aus Hamburg ab: Zugunsten eines freien Schussfelds rund um die Festungsanlage, brannten sie sämtliche Vororte, darunter auch den Hamburger Berg, nieder. Als im Mai 1814 die Truppen Napoleons endgültig abrückten, glich das Areal einer „Tabula rasa“, denn von der Bebauung war so gut wie nichts übrig geblieben. Doch was aussah, wie „das Ende“, war der Beginn einer rasanten Entwicklung:
1815 waren die Häuser der Heinrich-, David- und Erichstraße, des Silbersack und Wilhelmsplatz (dem heutigen Hans-Albers-Platz) wieder aufgebaut, binnen fünf Jahre galt der Wiederaufbau als abgeschlossen – von nun an galt es, „auszubauen“, denn Hamburg wuchs rasch – und so auch seine Vorstadt.
Mangels Baustil-Expertise, kann über das Alter der Gebäude in der Herbertstraße an dieser Stelle nur spekuliert – und Domenica, zitiert werden: „Das älteste Haus ist die 27.“
1816 legte das erste Dampfschiff in der Gegend der heutigen Landungsbrücken an – und legte gleichsam als „Nebeneffekt“ einen Grundstein für den wirtschaftlichen Aufschwung des Hamburger Berges. Vor allem die Betriebe südlich der Davidstraße profitierten von der kurzen Strecke zum Dampfschiff-Anleger – ebenso wie die Matrosen, die von dort aus auf Landgang gingen.
1833 wurde aus dem Hamburger Berg die offizielle Vorstadt St. Pauli – was zur Folge hatte, dass die Prostituierten nun den gleichen Regeln unterworfen waren, wie in Hamburg – wie z.B das Verbot, sich tagsüber auf der Straße aufzuhalten.
In den darauffolgenden Jahrzehnten vollzog sich auf St. Pauli der Wandel von einer kaum bebauten Vorstadt zum urbanen, dicht besiedelten Hafen-und Arbeiterstadtteil und gut besuchten Amüsierviertel – mit einem ebenso stark frequentierten Straßenstrich.
Ab 1880 verstärkte die Stadt ihre Bemühungen, die „grassierenden, sittenwidrigen Umtriebe“ einzudämmen und besser kontrollieren zu können. Ein Resultat:
Ab 1900 erhielten auf St. Pauli nur noch die Bordelle in der Heinrichstraße eine Konzession.
Das 20. Jahrhundert
Historisches Bildmaterial: © Panfoto, Sammlung Günter Zint.
1901 waren die Zugänge zur Heinrichstraße mit jeweils zwei Pfeilern markiert – wie eine durchlässige Abgrenzung zwischen der Bordellstraße und ihrer Umgebung.
Historisches Bildmaterial: Leo Schirdowitz: Sittengeschichte des Hafens und der Reise. Verlag für Kulturforschung. Wien, Leipzig, 1927. S. 17. Der Fotograf ist unbekannt.
Dabei existieren damals hier offenbar nicht nur konzessionierte Freudenhäuser: In den Adressbüchern finden sich zu den zahlreichen Witwen, die vermutlich als Wirtschafterinnen tätig waren, als „Tür-an-Tür-Nachbarn“ z.B in der Nummer 4 ein Händler, in der 7 (Hof) ein Heizer, ein Elektriker und ein Schauermann, in der 16-18 eine „Cigaretten-Handlung“ und in der 23 ein „Bier-Verlag“ (=Getränkegroßhandel).
1914 wurde das neue Gebäude der Davidwache eingeweiht. Als besonderen Fassadenschmuck erhielt sie steinerne Wachmannköpfe (Entwurf: Richard Kuöhl) an der Seite zur Davidstraße – von wo aus sie in jene Ecke St. Paulis blicken, für die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts der Name „St. Liederlich“ (= „moralisch verwerflich“) eingebürgert hatte.
Nach 1918 schwoll die Zahl der Prostituierten erneut sprunghaft an. In den Jahren der Wirtschaftskrisen und Inflation wurden viele erwerbs- und brotlos und deshalb geradezu gezwungen, auf den Strich zu gehen. Die staatliche Obrigkeit hingegen sah darin aber eher eine „Gefahr“ für „Sitte und Moral“, als ein soziales Problem, das es zu beheben galt.
Am 17. Juli 1922 …
… wurde aus der Heinrich- die Herbertstraße. Die Umbenennung war als Zeichen eines Neuanfangs gedacht – und Teil eines Gesamtkonzepts: Die Bordell- sollten wieder zu Wohnstraßen, und die Freudenhäuser vertrieben werden. Durchgefochten wurde die Aufhebung der Bordelle von Sozialdemokraten und Frauenrechtlern der Abolitionisten-Bewegung, die sich im ‚Kampf gegen die Unmoral‘ wähnten.
1933 erhielt die Herbertstraße ihre Sichtblenden – auf Anordnung der NS-Machthaber, um das „sittenwidrige Geschehen“ und die weiblichen „asozialen Elemente“ aus dem Sichtfeld Öffentlichkeit zu verbannen. Verboten wurde die Prostitution nicht, wer sie aber ausübte, lief ständig Gefahr, als „kriminell“ interniert zu werden. Mehr als 1.500 Frauen wurden während der NS-Zeit in Schutzhaft genommen.
Nahezu unbeschadet überstand die Herbertstraße schwere Luftangriffe auf Hamburg im Juli 1943. Einzig das Haus Nr. 7 (im Hof) wurde ausgebombt.
Nach 1945 trieb die Not viele in die Prostitution. Von einem „Aufschwung“ konnte in den ersten Jahren nach Kriegsende aber kaum die Rede sein – denn oft genug gab es den „Liebesdienst“ für Lebensmittel.
In den 1950ern, der Zeit des sogenannten „Wirtschaftswunders“, standen die „Männer wieder Schlange vor der Herbertstraße. Bei Schichtwechsel wurde die Lohntüte -ratsch- aufgemacht, erstmal ein Fuffziger gebunkert, von dem Mutti daheim nichts wusste – und dann: nix wie rin in die Herbertstraße“, erzählte eine betagte Kollegin der Hure Domenica in den 1980ern. „Die Mädchen saßen damals noch zur dritt im Fenster – und nicht etwa in Dessous, sondern ganz adrett im Kostüm oder Abendkleid. (…)
Bis Mitte der 1960er Jahre durften sich die Damen auch nicht öffentliche zeigen, sondern mussten sittsam hinter weißen Vorhängen sitzen. Aber natürlich haben wir uns nur daran gehalten, wenn der Chef der Sitte hier durchkam, dann ging das überall ‚Pst! Pst’ – und dann flogen die Gardinen zu.“
Zu dieser Zeit wurde die Herbertstraße für den Film „entdeckt“:
1967 drehte der Hamburger Regisseur Jürgen Roland für den Film „Polizeirevier Davidswache“ (in diesem Fall mit ‚s‘) hier einige Szenen mit den Mädchen in ihren Schaufenstern. Auch Innenaufnahmen mancher Bordelle sind zu sehen – sie zeigen steile, hölzerne Treppen, schmale Gänge und kleine, veraltet möblierte Zimmer- ausgestattet mit einem Waschbecken, jedoch ohne Bad. Warm wurden die Räume nur gegen Vorkasse: Um sie zu beheizen, musste ein Münz-Gaszähler mit einer Mark pro Stunde gefüttert werden. Mit modernem Komfort konnten die Betriebe der Herbertstraße nicht punkten – den gab es bei „der Konkurrenz“ an der Reeperbahn, im 1967 fertig gestellten Laufhaus Eros Center.
In 1970ern zogen die „verbotenen Reize“ der Herbertstraße nicht nur Freier, sondern auch schaulustige Besucherinnen scharenweise an. Um ungestört ihrer Arbeit nachgehen zu können, versah die Polizei auf Bitten der Prostituierten die Sichtblenden mit dem bis heute existierenden Hinweis: „Zutritt für Frauen verboten“.
Historisches Bildmaterial: © Panfoto, Sammlung Günter Zint.
Von 1972 bis 1990 arbeitete die Kölnerin Domenica Anita Niehoff ( 3.8.1945-12.2.2009) in der Herbertstraße; zunächst im Haus 10, ab den 1980ern im Haus 7b, das sie gepachtet hatte. Ihr Freund und Wegbegleiter, Kiez-Fotograf Günter Zint erinnert sich, dass „in diesem Haus viele lustige Partys gefeiert wurden. Prominente gaben sich die Klinke in die Hand. Gloria von Thurn und Taxis kam und einen späteren französischen Minister traf ich dort zusammen mit (dem Künstler) Tomi Ungerer. 1985 wohnte Ungerer mehrere Wochen lang in Domenicas Haus, hier auch entstand sein Buch ‚Schutzengel der Hölle’.“
1980 berichtete die „prominenteste Prostituierte der Bundesrepublik“ der Buchautorin Fee Zschocke vom Leben und Arbeiten in der Herbertstraße. Es sind ausführliche und lebendige Schilderungen aus dem Munde einer St. Pauli-Ikone die hier in O-Tönen wiedergegeben sind:
„Jedes Haus in der Herbertstraße hat seinen eigenen Charakter. Da gibt’s Häuser, das knallt den ganzen Tag die Musik, dann gibt’s Häuser, da trinken die Frauen ein bißchen viel, in einem anderen ist die Chefin etwas ‚eingenartig‘.
In der 22 sind viele ‚Freundschafts-Frauen‘, weil die Pächterin, eine bildhübsche Blondine, Männer allenfalls in Form von Freiern akzeptiert.
Und die 6 hat eine Rarität zu bieten – eine richtige ‚Sklavin‘, ein Mädchen, das auch privat darauf steht, sich schlagen zu lassen.
Das älteste Haus ist die 27,
Das gemütlichste die 10, sie ist noch ein schöner, alter, plüschiger Puff.
Das eleganteste Haus ist die 20, braungebeizte Fassade, Mahagoni-Fensterrahmen, kupferglänzende Markisen. Es gehört, wie die 8, den Luden der sogenannten ‚GmbH‘ – und die haben sich den Umbau was kosten lassen. Früher war die 20 so ein verkommenes Hexenhaus wie Hof 7, wo einst die Alten, Abgewrackten, Vertrunkenen ihr Gnadenbrot verdienen durften – wie Kiki, einst Star-Frau der Herbertstraße, die heute noch im Suff ihre Glanzzeiten heraufbeschwört. Sie muss mal eine sehr schöne Frau gewesen sein.
Unser Haus (Hof 7b) – das einzige, das im Krieg ausgebombt wurde – nimmt einen besonderen Rang ein in der Hierarchie der Herbertstraße: Hier arbeiten nur zwei Frauen, die einen Zuhälter haben.
Sie hat ihre ganz speziellen Stimmungen, die Herbertstraße: Im Winter, bei Schnee, ist es hell und eigentümlich lautlos hier, und die erleuchteten Fenster wirken warm und einladend. Ein paar rotnasige Typen mit Riesen-Teddys vom Dom stapfen durch. Schön ist auch, wenn der Nieselregen fällt und sich das rote Neonlicht auf den feuchten Pflastersteinen spiegelt. Nur am Tag wirkt die Straße grau und nüchtern. Erst in der Dämmerung, wenn die Laternen aufflammen, entfaltet sich der alte, ordinäre, abgetakelte Zauber der Puff-Straße.“
(Aus: Fee Zschocke, Andrej Reiser: Domenica und die Herbertstraße. Hamburg, 1980. S. 38-39, S. 50ff.)
Mitte der 1980er Jahre hatte die AIDS-Welle das Gewerbe in eine schwere Krise gestürzt. Aus Angst blieben viele Freier fern- und mit ihnen die finanziellen Einnahmequellen.
Häufig erschwerten Demonstrationen unter massivem Polizeiaufgebot den Zugang zur Herbertstraße, denn in der benachbarten Hafenstraße tobte der Kampf „Staat gegen Hausbesetzer“.
1990 Arbeitsverträge und Lohn sowie einen Zugang zu Kranken-, Renten-, Arbeitslosenversicherung. Diese Rechte wahrzunehmen, ist für jede Frau verpflichtend, die in der Herbertstraße ihre Dienste anbietet.
Das 21. Jahrhundert
2009 starb Domenica Niehoff. Hunderte begleiteten sie auf ihrem letzten Weg, der den Trauerzug auch durch die Herbertstraße führte.
2013 demonstrierten neun Femen-Aktivistinnen medienwirksam vor den Sichtblenden der Herbertstraße gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen. Auf den Metalltoren hinterlassen sie die Aufschrift „Arbeit macht frei“.
2020: Nach Ausbruch der Corona-Pandemie, waren auch die Bordelle im Lockdown und zu monatelangen Schließzeiten gezwungen. Für die Prostituierten herrschte de facto ein Berufsverbot, das noch dazu länger aufrecht blieb, als für andere sogenannte ‚körpernahe Dienstleistungen‘. In dieser Krisenzeit organisierten sich Prostituierte und Bordellbetreiber zum ‚Sexy Aufstand Reeperbahn‘ und engagierten sich in gemeinsamen Aktionen für die Öffnung ihrer Betriebe.
Am 14. September 2020 feierte die Herbertstraße ihre „Wiederinbetriebnahme“ mit einer Kunstaktion, organisiert von ‚Sexy Aufstand Reeperbahn‘. Zu diesem Anlass öffneten sich die Metalltore für die Allgemeinheit und Bezirksamtsleiter Falco Droßmann enthüllte ein Gemälde, auf dem die Künstlerin Maaike Dirkx die Mitglieder des „Sexy-Aufstands“ verewigt hatte.
Am 10. Juni 2021, einen Tag bevor die Prostitution nach einem neuerlichen Corona-bedingten Lockdown in Hamburg wieder erlaubt wurde, wurde die Herbertstraße zur Ausstellungsfläche im öffentlichen Raum: Im Rahmen einer weiteren Kunstaktion, wieder ins Leben gerufen von „Sexy Aufstand Reeperbahn“, wurden Gemälde von Maaike Dirkx und Alesh One, außerdem Fotografien von Christian Heidemann gezeigt. Im Kontext mit seinen Fotos ist auch die erste Fassung der „kleinen Chronik zur Geschichte der Herbertstraße“ entstanden.
Zum Schluss sei noch gesagt, dass …
… dieser Text bis dato ein grober Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit ist. Denn: Zur Geschichte der Herbertstraße, mit Ausnahme des Themenspektrums „Prostitution“, mangelt es an Quellen. Unverändert bleibt es bei der ursprünglichen Intention, zur Geschichte einzelner Personen und Häuser der Bordellstraße zu forschen – mit Unterstützung aus Nachbarschaft und Fachkreisen.
So regte Pastor Sieghard Wilm im Sommer 2022 an, einen Arbeitskreis ins Leben zu rufen, um die Herbertstraße insbesondere zur NS-Zeit zu beleuchten. Dabei sollen auch die Lebenswege jene Frauen nachgezeichnet werden, die als Prostituierte zu Opfern des NS-Staates wurden. Bisher erinnern weder Stolpersteine an deren Schicksale und keine Tafel erklärt den NS-Kontext der Errichtung beider Sichtblenden – kurz: Es gibt „Erinnerungslücken“, die dieses Projekt schließen möchte.
Wachstum, lautet also die Prognose für die vorliegende „kleine Chronik zur Geschichte der Herbertstraße“, da Recherche-Ergebnisse, Bilder, Dokumente, Quellenangaben ergänzt werden. Dabei geht es nicht allein um eine umfassende Dokumentation, sondern auch darum, die über viele Archive und Zeitzeug*innen verstreuten Geschichten, Anekdoten und Fakten als Materialsammlung auf „einen Fleck“ zu konzentrieren- in der Hoffnung, damit die Arbeit künftig Forschender zu erleichtern.
Eva Decker, (1.Textfassung: 1. Juni 2021. 1. Überarbeitung: 24. August 2022).
Vielen Dank an:
Andy Scholz, Günter Zint, Lars Schütze und das Team vom Fotolabor Jan Kopp.
Ohne Eure Unterstützung wäre das Projekt „Soul Pauli – Herbertstraße“ nicht möglich gewesen.
Quellen und Literatur:
Thomas Volgmann: Universal-Stadtführer. Hamburg, 2021. S. 28. (Unveröffentlicht)
Ernst Heinrich Wichmann: Der Hamburger Berg. Vorstadt St. Pauli. Hamburg, 1879, S.11 und S. 14.
Hans-Günther Freitag: Altona. Hamburgs schöne Schwester. Geschichte und Geschichten. Hamburg, 1991. S. 68.
St. Pauli Museum (Hg). Eva Decker: Domenica. Ein Leben, das nicht reichte. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung 1. April -30. Juni 2011 im St. Pauli Museum, Davidstraße 17.
Hamburger Adressbücher 1901-1922, 1925-1943. www.agora.sub.uni-hamburg.de.
Carl Thinius: Damals in St. Pauli. Lust und Freude in der Vorstadt. Hamburg, 1975.
Tomi Ungerer: Schutzengel der Hölle. Zürich, 1986.
Josef Hekscher: Das ‚Panorama einer Reise von Hamburg nach Altona und zurück‘ von Peter Suhr. Berlin, 1909.
Ortwin Pelc: Der sündige Stadtteil. Der Ruf St. Paulis und seine Entstehung. In: Gisela Jaacks (Hg.): Hamburgs Geschichte. Mythos und Wirklichkeit. Hamburg, 2008.
www.sexy-aufstand-reeperbahn.de
Matthias Schmoock: Herbertraße. In: Franklin Kopitzsch, Daniel Tilgner (Hg.): Hamburg Lexikon. Hamburg, 1998. S. 237, Sp. 1 u. 2.
Ein Projekt von Eva Decker (historischer Text zur Herbertstraße) & Christian Heidemann (Fotografien / Soul Pauli).